„Es macht einen traurig, wie das Virus uns im Griff hat“

Von Stefan Herzog

Verl (gl). Seit Ende Oktober haben die hiesigen Handballer von der 3. Kreisklasse bis zur Oberliga keine Halle mehr von innen gesehen, keine Pecke mehr an den Fingerspitzen gehabt und keinen Ball mehr in den Händen gehalten. Thomas Fröbel (30), der als Aufstiegstrainer mit dem TV Verl in der Saison 2020/21 bislang nur ein Spiel bestritten und mit 27:21 gegen den RSV Altenbögge-Bönen gewonnen hat, gibt im Interview Einblicke in die augenblickliche Trainerdenke und Sportlerseele.

„Die Glocke“: Hand aufs Herz, was glauben Sie, wann wieder Handball trainiert und wann wieder gespielt werden kann? Oder muss man etwa erwägen, dass in dieser Spielzeit nichts mehr passiert, also eine Annullierung der gesamten Saison droht?

Thomas Fröbel: Da kann ich nur falsche Vermutungen bieten. Ich hoffe einfach, dass die Zahlen der Neuinfizierten und auch die Zahlen derjenigen, die versterben, so schnell es geht zurückgehen.

Es macht einen traurig zu sehen, wie sehr dieses Virus uns aktuell im Griff hat. Ich habe einen Funken Hoffnung in mir, dass man eventuell im Februar wieder in die Halle darf, sodass man mit einer Halbserie ab März starten könnte. Aber wie gesagt, es ist mein Optimismus, der diesen Funken am Leben hält.
„Die Glocke“: Gibt es mittlerweile Routine(n) im Umgang mit der Pandemie, oder fällt es zunehmend schwerer, die Spieler zu motivieren und während der Zwangspause mit geeigneten Trainingsplänen zu versorgen?

Fröbel: Die Jungs haben super gearbeitet nach der Schließung der Hallen. Wir haben dies fünf Wochen lang super durchgezogen mit Trainingsvorgaben, die das Team innerhalb einer Woche erreichen musste. Den Dezember haben Robert Voßhans und ich den Spielern zur „freien“ Verfügung gegeben. Sie werden sich fit halten. Eine Trainingseinheit über Skype haben wir abgehalten. Das hat Spaß gemacht, einfach mal wieder alle 17, 18 Mann zu sehen. Ich glaube, die Jungs waren auch glücklich, einfach mal wieder ein bisschen Quatsch zu erzählen.

„Die Glocke:“ Ihre Mannschaft ist im Altersdurchschnitt sehr jung, aber es gibt auch einige erfahrene Akteure. Haben Sie das Gefühl, dass junge Leute mit der Situation, zum Nichtstun oder eben zu Einzeltraining verurteilt zu sein, anders umgehen als die älteren?

Fröbel: Ein Tim Reithage hat mich aus den Socken gehauen. Ich habe acht Jahre mit ihm in einer WG gelebt. Doch die Kilometer, die er im Oktober und November um den Verler See abgerissen hat, habe ich in Summe in acht Jahren zuvor nicht gesehen von ihm. Doch Spaß beiseite, alle haben es hervorragend gemacht bis dato. Allen wollen, wenn es wieder losgeht, so fit wie möglich sein. Die Einstellung gefällt mir an meinen Jungs.



Nach der Pause wieder durchstarten

„Die Glocke“: Sie sind selbst eigentlich noch im besten Sportler–alter und nach ihrer Kreuzbandverletzung in der zweiten Mannschaft des TV Verl wieder regelmäßig aktiv gewesen. Was sagt denn ihr Sportlerherz zur aktuellen Situation Ihres Handballumfeldes?

Fröbel: Es bricht mir das Herz. Durch die ein oder andere Verletzung weiß ich ja, wie es ist, eine längere Zeit ohne Ball in der Hand zu sein. Jedoch konnte ich immer gut bei den Spielen der Jungs mitfiebern. Das fällt nun komplett weg.

Handball-Bundesliga zu schauen, ist schön und gut, die wahren Emotionen sind aber nur voll da, wenn es um den eigenen Verein geht. Es hat mir letztes Jahr eine Freude bereitet, einige Spiele in der Zweiten zu machen. Auch da haben wir super junge Talente. Der ein oder andere wird auf Zeit auch eine Mannschaft höher spielen.
In der aktuellen Saison laufe ich gerne in der dritten Mannschaft auf. Dort haben wir einen großen Pool von großartigen Handballern und Menschen. Alles in allem ist der Herrenbereich beim TV Verl derzeit super aufgestellt.

„Die Glocke“: Was würde eine weiter dauerhafte Aussetzung des Sports mit Blick auf die Mannschaft bedeuten?

Fröbel: Darüber möchte ich gar nicht zu sehr nachdenken. Ich sehe es aktuell so, dass alle einmal durchschnaufen konnten. Auf den Handball bezogen. Und wenn es wieder losgeht, sind hoffentlich alle wieder voll motiviert, an Trainingsabenden vor Ort zu sein und auf die Spiele zu brennen.
„Die Glocke:“ Welche Meinung vertreten Sie hinsichtlich der Handball-WM im Januar in Ägypten?

Fröbel: Ich kann beide Parteien verstehen. Die von meinem ehemaligen Kontrahenten Patrick Wiencek, der sagt, dass es sich nicht richtig anfühle, vier Wochen lang von zu Hause weg zu sein. Man muss auch betrachten, was für ein Programm die Profis aktuell abspulen. Der THW Kiel macht 15 Spiele in acht Wochen. Unter anderem in Barcelona, Vezsprem oder Celje.

Andererseits ist die Weltmeisterschaft ein Großevent in einer hoffentlich sicheren Blase. Der Handballlfan freut sich auf die Ereignisse im Januar. Allem voran steht aber die Gesundheit. Die muss geschützt und gesichert werden.

„Die Glocke“: Gibt es irgendetwas, dass die Verantwortlichen im übergeordneten Verband oder auf Kreisebene hätten anders machen können?

Fröbel: Nein, Sie haben sich in meinen Augen vorbildlich verhalten. Andreas Tiemann und Bernd Korupka machen einen tollen Job. Die Arbeit ist transparent. Die Vereine werden in Online-Meetings abgeholt zu den Überlegungen. Nichts wird überstürzt entschieden.



Jugendtrainer glänzen durch Kreativität

„Die Glocke:“ Es gibt die Befürchtung, dass ein Jugendjahrgang durch die derzeitigen Beschränkungen und Unterbrechungen verloren geht. Wird der Vereinshandball dauerhaft zurückgeworfen, oder wird sich im Handball etwas verändert haben, wenn wieder gespielt und trainiert werden darf?

Fröbel: Natürlich fehlt den Kids das Training in der Halle mit der Mannschaft. Unsere Jugendtrainer lassen sich einiges einfallen, um die Kids bei Laune zu halten. Einzeltrainings, Online-Training oder Beispielvideos mit Übungen für zu Hause.

Natürlich kann es durch so ein Jahr zu einem Niveauverlust kommen. Dieser ist jedoch aktuell flächendeckend, daher meiner Meinung nach nicht ganz so tragisch. Die Frage ist, wie gut arbeiten die Vereine während der Situation, und wie gut kommen sie da raus. Handball ist für viele sehr wichtig, auch für mich. Jedoch hat einem das Jahr 2020 gezeigt, dass es absolut Wichtigeres gibt. Die Gesundheit steht über allem. Meine Familie ist bisher verschont geblieben. Mein einziger Wunsch zu Weihnachten war, dass dies so bleibt. Dass möglichst viele verschont bleiben.

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