Handball: Josephine („Josi“) Löbig vom TV Verl hätte sich nach 13 Jahren in der 3. Liga und Oberliga ein schöneres Ende ihre erfolgreichen Laufbahn erhofft, als den coronabedingten Saisonabbruch

Verl. Keine Blumen, keine Reden, keine Party. Am 1. März ging in der Verler Sporthalle eine der bemerkenswertesten Karrieren im Handballkreis Gütersloh ohne jedes Aufheben zu Ende. Offiziell notiert wurde lediglich das Spielergebnis für die Tabelle der Frauen-Oberliga: TV Verl – SG Halden-Herbeck 23:22. Immerhin fand die verhinderte Jubilarin wenigstens im Spielbericht der Zeitung eine ausdrückliche Erwähnung („Josi Löbig macht 25 Sekunden vor Schluss alles klar“), weil sie das Siegtor geworfen hatte.

Dass diese für den um den Klassenerhalt kämpfenden TV Verl so wichtige Partie die letzte von Josephine Löbig sein würde, dass dieser mit all ihrer Routine, Durchsetzungskraft und Nervenstärke erzielte Treffer den Schlusspunkt hinter 13 Jahre Leistungssport setzte, konnte niemand ahnen. Auch nicht die von ihrem letzten Trainer Hendryk Jänicke als „herausragende Mannschaftsspielerin und ideale Kapitänin“ geadelte 30-Jährige. Die Corona-Krise aber machte einen Strich durch alle Rechnungen.

„So hatte ich mir den Abschluss nicht vorgestellt“, sagt die von allen nur „Josi“ gerufene Bürokauffrau betrübt. Sie hofft allerdings, dass es nicht bei diesem lautlosen Abgang bleibt. „Irgendetwas wird schon noch vom Verein kommen. Und auf jeden Fall werde ich für meine Mädels einen gebührenden Ausstand geben, sobald das wieder möglich ist.“ Die 13 Jahre einfach abzuhaken und ohne eine letzte Feier zu gehen, ist nicht Josi Löbigs Art. „Dafür war die Zeit einfach zu schön“, sagt sie und findet Gefallen an der Formulierung, Handball nicht nur gespielt, sondern auch gelebt und genossen zu haben.


Die vor Jahresfrist getroffene Entscheidung („Nach dieser Saison ist Schluss“) sei jedoch unumstößlich. So gerne sie zum Training gegangen sei, so sehr sie die rund 400 Meisterschaftsspiele geliebt und so viel Spaß ihr selbst die langen Auswärtsfahrten bis an die tschechische Grenze oder nach Luxemburg machten – Schluss sei nun mal Schluss. „Und etwas Gutes hätte die Corona-Zwangspause dann ja doch gehabt: „Ich wurde daran erinnert, wie schön freie Wochenenden sein können.“

Hinzu kommt, dass Löbig als Assistentin der Geschäftsleitung beim Maschinenbau-Unternahmen Hüttenhölscher in Verl nicht nur beruflich einen neuen Schwerpunkt gesetzt hat. Auch sportlich sucht sie neue Ziele: „Ich laufe jetzt viel und habe Freude am Rennradfahren gefunden.“ Weil es auch mit dem Schwimmen leidlich klappen würde, liebäugelt die im Handball als willens- und kampfstark geltende Sportlerin mit dem Triathlon. Das für vergangenen Sonntag beim Dalkeman in Gütersloh geplante Debüt fiel allerdings wegen Corona aus.

Bei den Verler Frauen debütierte Josi Löbig am 31. März 2007 unter Trainer Uwe („Locke“) Landwehr in der 3. Bundesliga. „Ich weiß es noch genau: Ich durfte als Jugendspielerin auf der Bank sitzen, um den Kader aufzufüllen. Doch plötzlich sagte Locke: ’Josi, du spielst jetzt Linksaußen, ich will dich laufen sehen.’ Ich hätte mir fast in die Hose gemacht und bin dann fünf Minuten lang rauf und runter gerannt. Ich weiß gar nicht mehr, wo wir gespielt haben und ob ich überhaupt einmal den Ball hatte.“

Nach diesem Einstand – übrigens bei einem Sieg des TV Verl in Bruckhausen – wurde die 17 Jahre alte Nachwuchsspielerin in den Kader der 1. Mannschaft übernommen, machte in der Abstiegssaison 2006/2007 noch vier Spiele und erzielte ihre ersten drei Seniorinnentore. Es folgten jeweils zwei Serien in der 3. Bundesliga mit dem TV Verl (2010 bis 2012) und wieder unter ihrem Förderer Uwe Landwehr bei Union Halle (2014 bis 2016). Ansonsten spielte sie nur für den TV Verl und in der Oberliga. Besonders gern erinnert sich die gebürtige Magdeburgerin an die Oberligameisterschaft 2010 unter Karina Wimmelbücker und Ilka Kleikemper sowie an die Saison 2013/2014. „Da hätten wir es unter Kim Sörensen fast noch einmal geschafft, Meister zu werden und in die 3. Liga aufzusteigen.“



»Ich weiß überhaupt nicht, wie ich Josi ersetzen soll«

Auf Linksaußen spielen und Gegenstöße laufen mussten inzwischen andere. Mit den Spielanteilen waren Erfahrung und Verantwortung, aber auch das Standing in der Mannschaft gewachsen. Im Rückraum bekam Josi Löbig jetzt jedenfalls dauernd den Ball, erst recht, als sie von ihren Trainern wegen ihrer Spielübersicht und technischen Fertigkeiten auf der Mittelposition eingesetzt wurde. „Großen Spaß“ hatte die athletische Handballerin aber auch in der Abwehrzentrale und als Aushilfs-Kreisläuferin: „Dort konnte ich so richtig zupacken.“ Obwohl sie sich selbst nicht als Shooterin sieht, weist die über Jahre immer größer gewordene Trefferquote sie als herausragende Leistungsträgerin aus. Kein Wunder, dass Hendryk Jänicke stöhnt: „Ich weiß überhaupt noch nicht, wie ich Josi in der neuen Saison ersetzen“ soll.

Für die so hoch gelobte Spielerin ist der Abschied aber auch eine Konsequenz aus der Entwicklung in den letzten Jahren. „Handball ist nicht nur schneller und athletischer geworden, sondern auch jünger. Zuletzt war ich mit 30 die Älteste und Erfahrenste im Team. Das war in meinen ersten Jahren ganz anders.“

Trotz des kategorischen und sogar mit einer Wette um eine Kiste Bier für die Mannschaft besiegelten Karriereendes („Es wird keinen Rücktritt vom Rücktritt geben“) fühlt sich Josi Löbig immer noch mit den ehemaligen Mitspielerinnen verbunden. Das zeigt allein schon die Ankündigung, „wegen der „legendären Athletikeinheiten von Hendryk Jänicke“ immer wieder mal zum Training zu gehen. Dem Handballsport beim TV Verl verbunden bleibt sie darüber hinaus als Koordinatorin für die Frauen in der Abteilungsleitung. „Ich werde mich um den Kader kümmern, um das Budget, um die Auswärtsfahrten und was sonst noch anfällt.“

Ganz besonders reizt sie ein Projekt, das sie „3. Damen“ nennt. „Wahrscheinlich wird die nie am Spielbetrieb teilnehmen, aber wir Ehemaligen wollen uns einmal die Woche in der Halle treffen und auch ein bisschen Handball spielen.“

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